Stand: 11.10.2023 11:18 Uhr
Zwischen Ems und Dollart liegt ein Landstrich, der sich seine Ursprünglichkeit bewahrt hat: das Rheiderland. Besucher finden dort Vögel, Kirchen und das "Ende der Welt".
Jemgum, Bunde, Weener. Nie gehört? Das sind die Gemeinden des Rheiderlandes. Im Westen begrenzen der Dollart und die niederländische Grenze die ostfriesische Region, im Osten die Ems. Das Rheiderland liegt nur knapp über dem Meeresspiegel - und teilweise sogar darunter, etwa am Wynhamster Kolk - mit 2,50 Meter unter Normalhöhennull einer der tiefsten Punkte Deutschlands. Wer in diesem Gebiet einen Spaziergang macht, kommt an einem großen Erdholländer vorbei, einer Windmühle mit drehbarer Kappe.
Wiesen- und Zugvögel beobachten
Kein Hügel und nur wenige Bäume stören die Fernsicht über Wiesen und Felder. Zahlreiche Wiesenvögel leben und brüten dort, im Frühjahr und Herbst ziehen große Schwärme Watvögel durch. Von Beobachtungsstationen aus lassen sich die Tiere gut erkennen. Der Naturschutzbund (NABU) bietet außerdem regelmäßig geführte Touren an - auch im Winter, wenn Tausende Wildgänse im Rheiderland rasten.
Landgewinn aus dem Dollart
Stück für Stück wird dem Dollart Land abgerungen. Entwässerungskanäle prägen das Bild der Landschaft.
Die Geschichte des Rheiderlandes ist eng mit dem Dollart verbunden, jener Nordseebucht, die schwere Sturmfluten im Mittelalter in das Land gegraben haben. Quadratmeter für Quadratmeter erobern es sich die Menschen seit Jahrhunderten zurück - Landgewinnung ist eine mühsame und langwierige Aufgabe. Noch immer prägen die meist schnurgeraden Entwässerungskanäle, die hier Tiefs genannt werden, große Teile des Rheiderlandes. Da und dort stehen mächtige Windmühlen, die einst dabei halfen, das Wasser abzupumpen.
Weener, das Zentrum im Süden
Größter Ort des Rheiderlandes ist Weener an der Ems. Rund 16.000 Menschen leben in der Gemeinde, die seit 1929 Stadtrechte besitzt. Sehenswert ist der Alte Hafen von 1570 am nordöstlichen Stadtrand, in dem zahlreiche Traditionsschiffe liegen. Gepflegte Bürgerhäuser und Speichergebäude rahmen ihn ein. Wer sich für Details aus der mehr als tausendjährigen Geschichte des Ortes interessiert, sollte im Heimatmuseum vorbeischauen. Es zeigt in 14 Abteilungen die Geschichte der Region - von Archäologie, Landwirtschaft, Handwerk, Kirchengeschichte und Wohnkultur bis zum Ziegeleiwesen.
Organeum: Museum für Orgel-Schätze
Arp Schnitger baute die Orgel in den Jahren 1709 und 1710. Den roten Anstrich erhielt das Instrument erstmals 1782.
Für Liebhaber von Kirchenorgeln ist die Georgskirche in Weener ein Muss, denn dort steht eine Schnitger-Orgel. Wer den Klängen des Instruments lauschen möchte, kann immer am ersten Sonntag im Monat eines der Konzerte in der Kirche besuchen. Die Geschichte und Funktionsweise der Kircheninstrumente erklärt das Organeum, das halb Museum, halb Bildungseinrichtung ist. Immerhin gilt Ostfriesland als orgelreichste Gegend der Welt. 150 wertvolle Instrumente verteilen sich auf die Kirchen der Region.
Neben zahlreichen Orgeln gibt es im Organeum aber auch etliche andere Instrumente zu sehen. Rund drei Dutzend Tasteninstrumente aus sieben Jahrhunderten wurden dort zusammengetragen, darunter ein wertvolles Cembalo aus dem Jahr 1741. Seine Heimat hat das Organeum in einer prächtigen Villa aus dem späten 19. Jahrhundert gefunden - nur 75 Meter von der Kirche entfernt. Hier eine Klangprobe aus der Orgelakademie.
Abstecher zum "Ende der Welt"
Die Emsfähre "Ditzum" verbindet das gleichnamige Fischerdorf auf der linken Seite der Ems mit der Stadt Emden.
Ganz im Norden des Rheiderlandes liegt Ditzum, das "Ende der Welt", wie der Ort im Volksmund genannt wird. Die Ems trennt das malerische Fischerdorf vom Rest Ostfrieslands, doch eine Fähre, die auch Pkw transportiert, verkehrt regelmäßig in Richtung Emden am anderen Ufer. Schiffsverbindungen bestehen auch nach Borkum und ins niederländische Delfzijl. In dem kleinen Hafen liegen zahlreiche Fischkutter. Wer mag, kann auf dem denkmalgeschützten Holzkutter "Hinderk" eine Ausflugsfahrt machen. Der Verein "Ditzumer Haven- un Kuttergemeenskupp" organisiert aber nicht nur Kutterfahrten, sondern setzt sich auch für den Erhalt des historischen Hafenbildes in Ditzum ein.
Mit dem Auto ist der Fischerort zwar gut zu erreichen, vom Parkplatz aus müssen Besucher aber auch noch einen kleinen Fußmarsch einplanen. Für die Wege am Deich ist das Fahrrad das ideale Fortbewegungsmittel.
Eine Kirche für jedes Dorf
Der Turm der Kirche in Midlum steht schief und macht dem berühmten schiefen Turm von Pisa Konkurrenz.
Natürlich hat auch Ditzum - wie so viele kleine Orte im Rheiderland- eine eigene Kirche. Ihr getrennt stehender Turm erinnert an einen Leuchtturm und überragt die Häuser des Dorfes. Die schlichten Backsteingebäude trotzen meist seit Jahrhunderten dem rauen Klima an der Küste und wohl auch manchem feindlichen Angriff. So sind die Mauern der Kirche in Oldendorp bis zu 1,20 Meter dick, die Fenster aber winzig klein. Sehenswert ist auch der fast quadratische Glockenturm der Midlumer Kirche. Er ist nur 14 Meter hoch, neigt sich aber um fast sieben Grad und damit stärker als der berühmte schiefe Turm von Pisa.
Karte: Sehenswertes im Rheiderland
Weitere Informationen
![Rheiderland: Ostfriesland zwischen Dollart und Ems (5) Rheiderland: Ostfriesland zwischen Dollart und Ems (5)](https://i0.wp.com/www.ndr.de/ratgeber/reise/ostfriesland/dollardroute122_v-contentgross.jpg)
Dollard-Route: Radtour im deutsch-holländischen Grenzgebiet
Die Rundstrecke führt 300 Kilometer ohne Steigungen durch die ländliche Region. Sie beginnt und endet mit Fährfahrten.mehr
![Rheiderland: Ostfriesland zwischen Dollart und Ems (6) Rheiderland: Ostfriesland zwischen Dollart und Ems (6)](https://i0.wp.com/www.ndr.de/ratgeber/reise/ostfriesland/aurich404_v-contentgross.jpg)
Ostfriesland - Türme, Tee und Orgeln
"Seid gegrüßt, freie Friesen", heißt es im Wappen Ostfrieslands. Auf Urlauber wartet eine Region mit lebendiger Kultur.mehr
![Rheiderland: Ostfriesland zwischen Dollart und Ems (7) Rheiderland: Ostfriesland zwischen Dollart und Ems (7)](https://i0.wp.com/www.ndr.de/ratgeber/reise/inseln/juist175_v-contentgross.jpg)
Die Ostfriesischen Inseln: Siebenmal Urlaub
Aneinandergereiht wie Perlen bieten die sieben Nordsee-Inseln lange Strände und viel Natur. Tipps für Urlauber.mehr
die nordstory
Dieses Thema im Programm:
die nordstory |03.04.2022 | 01:45 Uhr
Schlagwörter zu diesem Artikel
Natur
Flüsse und Seen
Kirchen und Klöster
Ostfriesland und Inseln
Beitrag teilen
Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse:https://www.ndr.de/ratgeber/reise/ostfriesland/Rheiderland-Ostfriesland-zwischen-Dollart-und-Ems,rheiderland116.html
![Rheiderland: Ostfriesland zwischen Dollart und Ems (9) Rheiderland: Ostfriesland zwischen Dollart und Ems (9)](https://i0.wp.com/www.ndr.de/ratgeber/reise/ostfriesland/aurich404_v-contentgross.jpg)
Ostfriesland - Türme, Tee und Orgeln
"Seid gegrüßt, freie Friesen", heißt es im Wappen Ostfrieslands. Auf Urlauber wartet eine Region mit lebendiger Kultur.mehr
![Rheiderland: Ostfriesland zwischen Dollart und Ems (10) Rheiderland: Ostfriesland zwischen Dollart und Ems (10)](https://i0.wp.com/www.ndr.de/ratgeber/reise/ausflug132_v-contentgross.jpg)
Ausflugstipps: Entdecke den Norden
Wanderung, Museumsbesuch oder Städtetrip: Der Norden bietet viele Ziele. Einfach Wunschkriterien auswählen und Tipps bekommen.mehr
- Binnenland Schleswig-Holstein
- Braunschweiger Land
- Emsland und Grafschaft Bentheim
- Fischland-Darß-Zingst
- Flensburger Förde und Schlei
- Hamburg
- Hannover und Region
- Harz
- Herzogtum Lauenburg
- Holsteinische Schweiz
- Kiel und die Förde
- Lüneburger Heide
- Mecklenburg
- Mecklenburgische Ostseeküste
- Mecklenburgische Seenplatte
- Nordseeküste Schleswig-Holstein
- Nordseeküste und Altes Land
- Oldenburger Land
- Osnabrücker Land
- Ostfriesland und Inseln
- Ostseeküste zwischen Kiel und Lübeck
- Rügen und Hiddensee
- Südniedersachsen
- Vorpommern
- Wendland
- Weser und Weserbergland